Mildred Pitts Walter, Claude & Denise Millet, Ma maman a besoin de moi, Bayard jeunesse, 2001.
Simon ist super stolz: heute kommt seine Mama mit seiner neuen Babyschwester nach Hause. Da ist für ihn ganz klar, dass er heute nicht mit seinen Freund:innen Ball spielt, bei der Nachbarin Kuchen isst oder mit Herrn Pompey Enten füttert, denn seine Mutter braucht sicher seine großbrüderliche Hilfe. Oder…? Als Simons Mutter aber keine Anstalten macht, ihn um seine Hilfe zu bitten und Simon erkennt, dass Babys nur schlafen und essen und er seiner Mutter nich einmal beim Füttern der kleinen Schwester helfen kann, bedauert er seinen Entschluss, heute zu Hause zu bleiben. Doch dann braucht Mama Simon doch: zum Helfen, aber vor allem, weil sie ganz fest mit ihm kuscheln will!
Ich weiß, im Moment halte ich mich absolut nicht an die selbsterstellte Regel v.a. Bücher auf Deutsch zu besprechen. Aber, ich habe pünktlich zum Muttertag ein Buch gesucht, in dem es (u.a.) um eine Schwarze Mutter geht und (auf der Schnelle) auf Deutsch keins gefunden. Dafür steht in meiner Bibliothek dieses Buch von der Afroamerikanerin Mildred Pitt Walters, das ich absolut liebe. Original unter dem Titel „My Mama needs me“, mit Bildern der Afroamerikanerin Pat Cummings, erschienen, ist die französische Version von dem weißen Künstlerehepaar Claude und Denise Millet illustriert. Die Originalillustrationen kenne ich nicht (aber sie haben den Coretta Scott King Award for Illustrators gewonnen, d.h. sie müssten gut sein) aber die Illustrationen der französischen Version machen mich einfach nur glücklich! Ok, das hat höchstwahrscheinlich etwas damit zu tun, dass Claude und Denise Millet viele meine Kindheitsbücher illustriert haben, aber ich finde, sie sind –auch ohne den Einfluss von Kindheitserinnerungen sehr gelungen.
Ich liebe dieses Buch, weil es
-mit sehr viel Fingerspitzengefühl auf das Nachwuchsthema eingeht
-dabei nicht, wie recht oft, die Eifersuchtsfrage anspricht,
-eine All-Black-Family zeigt (gibt es noch zu wenig in europäischen Bilderbüchern),
– ich die Mutter unglaublich hübsch finde (auch wenn es etwas – ok, sehr unrealistisch ist, eine so dünne Taille zu haben, wenn man drei Tage zuvor ein Kind geboren hat, und sie, wie so oft, viel heller dargestellt wird als ihr Mann. Ok, ich merke gerade dass ich meine Schönheitsideale noch nicht genügend dekonstruiert habe:-S). Dann liebe ich die Figure halt, weil sie beim Stillen gezeigt wird!:)
-die Bilder, wie so oft in französischen Bilderbüchern, eine eigene kleine Mini“geschichte“ erzählen, die den Text ergänzen: hier geht es um eine Katze, die Simon auf jedem Bild begleitet und, beim Vorlesen für reichlich Gesprächstoff mit meiner Patentochter gesorgt hat.
Das Einzige was schade ist, ist dass der Vater gar keine Rolle spielt: er geht am Anfang der Geschichte zur Arbeit und ist dann einfach mal weg:-S Das Buch ist original 1983 (!) erschienen, da waren Väter vielleicht noch nicht wirklich engagiert…? (keine Ahnung, ich war da noch nicht geboren). Und Gottseidank ist mindestens Simon ein Junge, womit die Botschaft „care = Frauensache“ etwas aufgehoben wird.
P.S.: nächstes Mal kommt wieder ein Buch auf Deutsch vor – versprochen! In der Zwischenzeit stelle ich dieses Buch auf meine offizielle „please translate“-Liste.