About Schwarzgelesen

Ein Blick in Kataloge und Buchladenvitrinen reicht um festzustellen: die Figuren in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur sind immer noch sehr weiß, sehr straight, sehr cis-gendered, sehr „nicht-behindert“, sehr „normalgewichtig“, – kurz die Kinder- und Jugendbücher in Deutschland (aber nicht nur in Deutschland!) sind viele weniger „divers“, als die Gesellschaft, in der ihre Leser*innen heute aufwachsen.Was passiert, wenn Kinder und Jugendliche keine Bücher finden, in denen sie sich sehen können? Die afroamerikanische Professorin Rudine Sims Bishop hat darauf eine klare Antwort:

„When children cannot see themselves reflected in the books they read, or when the images they see are distorted, negative or laughable, they learn a powerful lesson about how they are devaluated in the society of which they are part”

R. S. Bishop (1990)
Huyck, David and Sarah Park Dahlen. Diversity in Children’s Books 2018. 
US-amerikanische Statistik – in Deutschland sind wir davon weit entfernt.

Als Schwarzes Kind und kompulsive Leseratte, habe ich diese „powerful lesson“ sehr früh gelernt. Von den wenigen Schwarzen Figuren der Büchern meiner Kindheit waren die meisten dümmlich, einige wurden mit dem N***wort bezeichnet und warfen sich manchmal sogar demütig vor fremden Weißen auf den Boden. Oft waren sie auch irgendwo in Afrika am Verhungern und mussten von Weißen Altruisten gerettet werden oder sie wurden auf einem deutschen Schulhof von bösen Nazirassisten verprügelt bis ihnen nette Weiße Schulkamerad*innen zur Hilfe eilten. Diese Bücher haben in meinem Kinderkopf die feste (wenn auch unbewusste) Überzeugung geschürt, als Schwarze Person gehöre ich einer Gruppe an, die weniger wichtig, intelligent und schön sei, als die meiner Weißen Freund*innen. Erst Jahre danach, als ich angefangen habe, Franz Fanon, Aimé Césaire, Maryse Condé, Leonora Miano, Marie-Célie-Agnant usw. zu lesen, habe ich begonnen diesen internalisierten Rassismus zu dekonstruieren (ich bin noch mitten in diesem Prozess, dh sorry for the blind spots!). 

Doch langsam, seeeeehr langsam, viel zu langsam, aber eben doch, findet man heute auf dem deutschen Buchmarkt,  Kinder- und Jugendbücher mit positiv gezeichneten Schwarzen Hauptfiguren, die aktiv ihre Umwelt gestalten und mit anderen Sachen zu kämpfen haben, als Krieg, Hunger und bösen Nazirassisten. (An dieser Stelle ein hochexplosiver Spoiler: Rassisten sind nicht alles Nazis und Rassismus ist nicht nur mit Springerstiefeln auf Ausländer eindreschen.) und einige von diesen Büchern sollen hier vorgestellt werden!

Auf „Schwarzgelesen“ rezensiere ich deutschsprachige Kinder- und Jugendbücher mit Schwarzen Hauptfiguren, die mir persönlich gefallen, teile mit euch Links zu Artikel, Videos, Podcasts, die das Thema „blackness“ oder „racial diversity“ in Kinder- und Jugendliteratur behandeln, und weise auf andere Blogs und Seiten hin, die das alles schon lange vor mir gemacht haben! Weder die Rezensionsliste noch die Hinweise zu den Links haben den Anspruch objektiv oder vollständig zu sein –sie werden konstant erweitert (also, das ist jedenfalls der Plan…), d.h. wenn ihr Empfehlungen von Büchern oder Links habt, die unbedingt hierher gehören, sagt Bescheid!

Dieser Blog ist für euch, liebe Schwarze Schwestern und Brüder, für eure Kinder und für das innere Kind in euch.

Dieser Blog ist für euch, liebe Schwarze Schwestern und Brüder, für eure Kinder und für das innere Kind in euch.

Dieser Blog ist auch für euch, Weiße Freundinnen und Freunde, die fehlende positive Repräsentation von Schwarzen Kindern bedauert und immer wieder auf der Suche nach guten Büchern bei mir nachfragt.

Dieser Blog ist auch für euch, liebe trans Menschen, mehrgewichtige Menschen, schwule, lesbische, asexuelle, aromantische Menschen, Menschen mit Behinderung, und alle die ich, wegen meinen blind spots, vergesse: ich konzentriere mich auf Pro-Schwarze Kinder- und Jugendliteratur, doch ich verlinke sehr sehr gerne an ähnliche Seiten mit anderen Schwerpunkten! 

Liebe Verlagsleute, dieser Blog ist auch für euch: bitte, wacht auf!