Warum weint der Papa?

Kristina Murray Brodin, Bettina Johansson, Warum weint der Papa?, Maria Benson Verlag, 2018.

Hamsa und Alvdis beobachten über den Zaun einen fremden Papa der weinend auf der Parkbank sitzt. Die zwei Kinder wundern sich: warum der Mann wohl weint? Hat ihn jemand gehauen? Oder ist er hingefallen? Hat er womöglich Hunger? Vielleicht ist sein Baby gestorben? Oder hat er etwa keine Freunde? Jede dieser Möglichkeiten unterlegen die beiden Kinder mit eigenen Erfahrungen von Frust, Verlust oder Schmerz. Und als sie sich endlich trauen, den Mann zu fragen, warum er weint, erleben sie eine freudige Überraschung…;) 

Ein Buch für empathische Kinder ab 3, die wissen, dass es ok ist, zu weinen und die sich Gedanken um die Gefühle der Anderen machen.

Die weiße schwedische Autorin Kristina Murray Brodin behandelt das Thema Frust, Schmerz und Trauer mit Leichtigkeit, doch ohne Leichtfertigkeit. Die Tränen über ein verlorenes Armband, werden genauso ernst genommen wie die über den Tod des Opas. Gleichzeitig geht es primär um den „Papa“ und die möglichen Gründe für seine Tränen, und das hält die traurigen Erfahrungen der Kids auf sichere Distanz: ihnen geht es gut – ein unausgesprochenes Zeichen dafür, dass jeder traurige Moment vorübergeht. Außerdem gibt das Raten über die Gründe der Trauer des „Papas“ dem Ganzen etwas Spielerisches, das verhindert, dass das Buch einen (oder jedenfalls mich) runterzieht. Die farbenintensiven Filzstiftbilder der weißen Illustratorin Bettina Johansson unterstreichen die kindliche Perspektive und diese Leichtigkeit.

Das Einzige was ich an dem Buch ein bisschen schade finde, ist, dass Hamsa keinen Vater hat und somit das Klischee des „absent black father“ bedient wird, aber dafür hat er einen präsenten Schwarzen Opa.

Was mir an dem Buch besonders gefällt, ist dass die beiden Kinder frei und schamlos über Situationen reden, in denen sie traurig waren (nix von wegen „haha, du hast geweint!), dass es trotz des augenscheinlich schweren Themas nie schwermütig wird, dass es wunderbar Gesprächsstoff zum Thema (Alltags)-Trauer bietet. (Ah ja, und dass Alvdis Mama ein Auto repariert. Das imponiert mir als „wo-ist-beim-Auto-vorn-und-wo-ist-hinten?-Frau natürlich immer:)

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