Jason Reynolds, Ghost, dtv, 2018.

Eigentlich wollte der zwölfjährige Castle Crenshaw, alias Ghost, nur dem eingebildeten Jungen mit den fancy Laufschuhen zeigen, dass er der Schnellere von beiden ist, aber nun ist er im Laufteam der „Defenders“ und trainiert für den 100m-Lauf. Denn wenn Ghost etwas gut kann, ist es schnell rennen! Das hat ihm sogar das Leben gerettet, als sein Vater, ein paar Jahre davor, im Rausch eine Kugel auf ihn und seine Mutter abgefeuert hat. Seitdem ist Ghost dauerwütend und stolpert in der Schule von einem Problem ins andere. Doch dank seines Coachs und seinen Freunden vom Team, Lu, Patina und Sunny, merkt er nach und nach, dass man nicht vor sich selbst wegrennen kann…
Ok, so wie ich das Buch rezensiert habe, klingt de Geschichte nach einem beliebigen Hollywoodplot, aber der afroamerikanische Autor Jason Reynolds schafft es, diesen klassischen Plot mit unglaublich spannenden und menschlichen Figuren zu füllen und verzichtet auf jegliche Art von Klischee oder „Typ“. Also nichts von wegen „popular quarterback“, „bitchy cheerlader“, „loser-nerd“, oder „rich girl“: seine Figuren sind Menschen mit backstories, mit seltsamen, aber so menschlichen Ticks und Eigenschaften und vor allem mit eigenen Stimmen.
Wenn ihr nur ein Buch dieser Liste lest, lest dieses! (Dann werdet ihr nämlich automatisch auch die drei anderen aus der Reihe lesen wollen, die jeweils aus dem Standpunkt von einem der vier Freund*innen erzählt wird!;) Ich habe die Bücher des Afroamerikaners auf Englisch gelesen (resp. als Audiobook gehört) d.h. über die Übersetzung kann ich nichts sagen, aber sogar wenn bei der Übersetzung vielleicht ein paar sprachliche Aspekte verloren gegangen sind (u.a. die afroamerikanische Färbung der Sprache), ist die Geschichte so gut, dass das dem Lesespaß sicher nicht abtut!
Ein absolut großartiges Buch für Kids ab 12 Jahren, die wissen, wie unglaublich wichtig gute Freund*innen sind! Und für die Sportler*innen. Und für die, die Netflixserien mögen. Eigentlich für alle.
Ich liebe dieses Buch ganz ganz ganz besonders
- Weil Jason Reynolds einfach der King of characters ist. Jede seiner Figuren, egal ob Haupt oder Nebenfigur, ist unglaublich gut entwickelt! Jason Reynolds liebt seine Figuren und erzählt sie so, dass man sie auch lieben muss!
- Weil allein in seiner „Lauf“-Serie (Ghost/Patina/Lu/Sunny) höschstwahscheinlich mehr verschiedene Schwarze Lebensrealitäten abgebildet sind, als in der ganzen original-deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur.
- Weil Jason Reynolds schwierige Lebensrealitäten erzählt, ohne je in eine Art „Drama Porn“ zu verfallen und sich die Geschichten nicht auf die Probleme fokussieren, sondern auf deren Überwindung.
- Weil die Freundschaft und der Teamgeist dieser vier Pre-Teens eine erholsame Abwechslung von den Zickereien und Intrigen der „Highschool“-Romane sind
- Weil es (mich) einfach unglaublich glücklich macht, diesen Kids zuzuschauen, wie sie ihr Leben meistern!