Alexander von Knorre, Juli & August. Krokodil über Bord, dtv junior, 2019.

Eigentlich wollte der achtjährige August nur einen kurzen Ausflug mit seinem aufblasbaren Gummikrokodil machen, doch plötzlich treibt er ganz allein mitten im Meer herum. Gottseidank begegnet er der gleichaltrigen Juli. Juli lebt alleine auf ihrem Floß, und als Kapitän des Floßes (keine Ahnung, warum das nicht „Kapitänin“ heißt, aber egal) heuert Juli August gleich als Matrose an (also nicht ganz gleich: zuerst muss August drei Mutproben bestehen). Zusammen adoptieren sie einen Eisbären, heilen einen Wal von seinem Liebeskummer, rufen (aus Versehen) ein Uboot-Taxi, das einer verirrten Familie auf dem Tretboot den Weg zurück an Land zeigt, überführen einen Diamantendieb auf einer Kreuzfahrt und versorgen die Hippibewohner*innen der Remmidemmi-Bohrinsel mit abgelaufener Sonnencreme. Kurz, langweilig wird es weder Juli und August, noch den Leser*innen!
Ok, ich habe lange gezögert bevor ich dieses Buch hier aufgenommen habe: die Frisur von Juli erinnert mich irgendwie an die der kolonialen Karikaturen nur ohne Knochen im Haar (is it just me, oder geht es noch anderen so?) und über die Tatsache, dass Juli leidenschaftlich gerne wild herumtrommelt (seriously??) stolpere ich auch immer wieder… Aber ich musste es aufnehmen, weil die verrückte Juli trotz ihrer Frisur und ihrem stereotypischen Hobby very very likely ist, eine meiner weiblichen Lieblingsfiguren zu werden! Juli ist nämlich wie eine Pippi ohne Südseeblablakönig-Vater! Sie ist genauso selbstständig (sie lebt alleine mit einem Huhn auf ihrem Floß), genauso selbstbewusst, unbekümmert und frech und sie hat v.a. genauso verrückte Ideen wie die Bewohnerin der Villa Kunterbunt! Zum Beispiel, die Wand mit ihrem Dutt zu streichen, weil das nämlich viel schneller geht als mit dem Pinsel. Oder Fischkicker zu spielen – das ist wie Kicker, nur dass man anstelle der Fußballerfiguren tote Fische hernimmt. (Klingt erstmal ein bisschen eklig, aber so ein Fischschwanz kann wunderbar Tore schießen!) Außerdem hat der Weiße Autor Alexander von Knorre einen wunderbaren Sprachwitz und null Sinn für „pädagogisch wertvoll“. Kurz, wenn man über Frisur- und Trommelfehltritte hinwegsehen kann, macht das Buch unglaublichen Spaß!
PS: eine Leserin hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das I-Wort im Buch ist – das habe ich glatt übersehen!:-S Das heißt, ja hm… wie gesagt, vielleicht sollte der Verlag beim nächsten Mal eine*n sensitivity reader einstellen…:-S